Auf 78° nördlicher Breite liegt die kleine Stadt Longyearbean (ca. 2.100 Einwohner) etwa auf halber Nord-Süd-Ausdehnung von Spitzbergen (norwegisch Svalbard – „Kalte Küste“) in einem Seitenfjord auf der gleichnamigen großen Hauptinsel. Spitzbergen besteht zusammen aus etwa 400 Inseln und hat insgesamt nur ca. 2.700 Einwohner. Es ist internationales, militärisch neutrales Territorium, das von Norwegen verwaltet wird. 1920 erlangte Norwegen die Souveränität und seit 1925 steht Spitzbergen unter norwegischer Oberhoheit. Nicht nur die 78° 13‘ N auf dem Papier, sondern auch die Atmosphäre in dem Ort und die kahlen Berge rings herum sowie in der Ferne sogar im Sommer sichtbaren Gletscher vermitteln dir die weit im Norden befindliche Lage eindrucksvoll. Die Stadt ist aufgrund der Küstenlage und des dort mündenden Flusses Longyearbyen River T-förmig angelegt und die wenigen Häuser sind außer um das Einkaufszentrum herum weit auseinander gelegen. Deswegen empfehlen wir eine Sightseeing-Bustour, um auch die weiter entfernten Sehenswürdigkeiten erreichen zu können.
Hafen / Liegeplatz
Die großen Kreuzfahrtschiffe machen am Cruise Port am Liegeplatz Bykaia Quay fest. Kleinere liegen zum Teil am Hafen weiter nordwestlich Nahe des Flughafens. Direkt am Bykaia Quay befindet sich eine Außenstelle der Touristen-Information, die hauptsächlich zur Anlegezeit geöffnet hat und schon als erste Anlaufstelle dient. Die Hauptstelle befindet sich in der ca. 2,3 km entfernten Universität (der nördlichsten der Welt außerhalb des Festlandes) im Zentrum.
Sehenswertes
Vorweg sei angemerkt, dass das weit ausgedehnte T-förmige Stadtgebiet nicht in seiner Gesamtheit zu Fuß abgelaufen werden sollte. Vom Cruise Port aus erreichst du jedoch das Zentrum in ca. 2 km zu Fuß entlang einer der Hauptstraßen. An jeder Ausfallstraße warnt zudem ein Schild vor Eisbären, die über ganz Svalbard verteilt ihren Lebensraum haben. Jenseits dieses Schildes ist es geboten, nicht ohne eigene Waffe oder in Begleitung einer bewaffneten Person unterwegs zu sein. Entsprechende Verhaltensregeln gibt es in der Touristen-Information.
Svalbard Kirke
Die Kirche liegt gut sichtbar am westlichen Hang des Flusses ein Stück weit oberhalb des Stadtkerns. Das Außergewöhnliche an dieser Kirche ist, dass dort nicht nur Gottesdienste stattfinden. Betrittst du das Gebäude, so musst du zuerst deine Schuhe ausziehen, um dann über eine Treppe ins Obergeschoss zu gehen. Zunächst mutet der große Raum wie ein Wohnzimmer an, mit Kamin und einem Angebot von Kaffee, Tee und Waffeln und gemütlichen Sitzgelegenheiten. Ein Stück weiter öffnet sich der Raum ohne Zwischenwand zu einem bestuhlten Gebetssaal mit dem Altarbereich am Kopfende. Hier treffen sich die Einwohner auch zum Aufwärmen und zu Gesprächen. Konzerte und Lesungen finden ebenfalls statt.
Museen
Svalbard Museum
(Vei 231-1, Forskningsparken, tägl. 10-17 außer feiertags, 150 NOK, Kinder frei)
In diesem Museum werden das Leben und die Aktivitäten im arktischen Gebiet so gelungen dargestellt, dass es 2008 dafür mit dem Museumspreis des Europarates ausgezeichnet wurde. Auch die Zusammenhänge zwischen Land und See sowie Natur und Kultur werden gleichermaßen präsentiert. Das nördlichste Museum der Welt befindet sich in einem der Universitätsgebäude.
North Pole Expedition Museum
(an der Hauptstraße, tägl. 9-17, 150 NOK, 12-17 J. 50 NOK)
Dieses kleine Museum bietet detaillierte Information über diverse Versuche, den Nordpol um die Jahrhundertwende vom 19. ins 20. Jahrhundert erstmals zu erreichen. Die Expeditionen starteten hauptsächlich auf dem Luftwege und dazu gibt es zahlreiche Dokumente und Fotos. Allerdings ist die Ausstellung sehr textlastig und die beiden Museumsräume eng und überladen.
Ausflüge/Umgebung:
Saatguttresor (Global Seed Vault)
Die weltbekannte „Samenbank“, die inzwischen mehr als 1,2 Mio. verschiedene Samen aller möglichen Pflanzen aus allen Regionen der Welt beherbergt, liegt einige Kilometer außerhalb der Stadt weit oben am Hang und lässt sich am besten innerhalb einer Busausflugtour erreichen (s. Anmerkungen). Sie ist 130 m tief in den Permafrostboden hineingebaut worden, um auch ohne künstliche Kühlung eine gleichbleibend tiefe Temperatur von -18°C zu gewährleisten, damit die Samen konserviert bleiben können. 300 m² Fläche stehen für die Speicherung der Samen zur Verfügung. Die Samenbank wurde 2008 zu einer der 50 bedeutendsten Erfindungen der Menschheit erklärt.
Als Besucher gibt es an der Zufahrt sehr informative Tafeln, in die Hallen kommt man jedoch nicht.
Bergbau-Stollen Gruve 3
(Mo-Sa 9-12 u. 13-16, So 9-12, 950 NOK, 12-15 J. 600 NOK, 67+ J. 700 NOK)
Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts wurde Svalbard für den Kohlebergbau erschlossen, als der Amerikaner J.M. Longyear 1906 das erste Kohlebergwerk eröffnete. Ein Bergbau-Komplex ist Mitte Juni 2025 als letzter geschlossen worden (und damit die letzte Miene Norwegens), sieben weitere wurden Ende der 1980er stillgelegt, eine davon ist zu besichtigen: In Gruve 3 wurde bis 1996 Kohle gefördert. Überall an den Hängen sind die kilometerlangen Loren-Bahnen zu erkennen, die das Stadtbild prägen. Eine dieser Eisen-Loren kann 500 kg Kohle fassen.
Die Führung auf englisch durch die Kohlemine erfordert das Mindestalter 12 Jahre, dauert 3 Stunden und ist nur online zu buchen und zwar nur saisonal abhängig vom Wetter. Man wird dann am Hotel in der Stadt abgeholt und dort wieder abgesetzt.
Husky Schlittenfahrten
Auf Svalbard rund um Longyearbyen werden – auch im Sommer ohne Schnee – Schlittenfahrten angeboten. Wir haben das selbst nicht gemacht, sind aber an zwei Anbietern vorbeigekommen und haben die Schlitten fahren sehen. Am besten suchst du im Internet unter http://svalbardhusky.no/ oder https://huskytravellers.com/. So kannst du dir am besten ein Bild von den Anbietern machen und ob diese Art von Freizeitgestaltung dir zusagt. Die Touren sind sehr teuer.
Barentsburg
Auf der Insel darf jeder leben, solange er sich seinen eigenen Unterhalt verdient. Der Spitzbergenvertrag von 1920 legt fest, dass alle unterzeichnenden Länder die Ressourcen der Insel nutzen und wirtschaftliche Aktivitäten betreiben dürfen. Von diesem Recht machen heute zwei Staaten Gebrauch: Norwegen und Russland. Barentsburg ist eine russische Bergbau-Siedlung, 37 km Luftlinie entfernt von Longyerabyen. In den dortigen Kohlegruben wird seit 1932 bis heute Kohle abgebaut. Sie befinden sich alle im russischen Staatsbesitz (Trust Arktikugol). Da nur noch wenig Kohle gefördert wird, ist die Siedlung um andere Einnahmen bemüht und hat sich nach und nach dem Tourismus geöffnet. Mittlerweile kann man die Grube besichtigen, einen Kurs in russischem Handwerk machen oder eine Tour in die Umgebung buchen. Hotels sollen Besucher dazu einladen, nicht nur den üblichen 2-stündigen Ausflug von Longyearbyen aus zu machen. Seit Beginn des Krieges zwischen Russland und der Ukraine 2022 ist der Tourismus dort jedoch stark eingebrochen und das Verhältnis zwischen Norwegern und Russen auf Spitzbergen merklich abgekühlt. Bei unserem letzten Besuch im Sommer 2024 konnte man keine Ausflüge nach Barentsburg buchen.
Pyramiden
Auch Pyramiden ist eine russische Bergarbeitersiedlung. Sie wurde 1998 aufgegeben. Es gibt noch Hotels, mit denen der Ort zwar immer noch als russische Reisedestination betrieben wird, die Zerstörung durch Plünderung und Vandalismus ist jedoch seit der Aufgabe nicht wirklich aufzuhalten, obwohl seit 2007 wieder versucht wird, dem Verfall entgegenzuwirken. Es gibt Hotels für Touristen und einige geführte Touren durch die verlassene Siedlung, etabliert hat sich aber inzwischen der Trekkingtourismus, es gibt einige sehr attraktive Touren. Um die Geisterstadt ca. 50 km von Longyearbyen entfernt zu besuchen, musst du einen Tagesausflug einplanen, denn der Ort ist im Sommer nur über eine 1-2 stündige Bootsfahrt zu erreichen, im Winter nur mit dem Schneemobil.
Speedbootfahrten
Ein Ausflug der besonderen Art erwartet dich bei einer Speedbootfahrt über den Fjord. Du solltest auf jeden Fall einigermaßen seetauglich sein, denn auch bei nicht so starkem Wind und weniger starkem Wellengang wirst du schon durchgerüttelt und mitunter nassgespritzt. Acht Leute werden auf den kleinen Motorbooten mitgenommen und vor der Fahrt mit wasserabweisenden Overalls eingekleidet. Auf offenem Fjord wird gestoppt und auf englisch Einiges über die Geschichte des Ortes erzählt. Weiter geht es schließlich aus dem schützenden Fjord hinaus zu einem Vogelfelsen, an dem aus einiger Entfernung die dort brütenden einheimischen Vögel beobachtet werden können. Die Tour, die wir gemacht haben, dauerte ca. 2 Stunden und kostete 179 €. Es gibt noch Touren mit größeren Booten zu den Walrossen hinaus, die wesentlich teurer sind. Alle Bootsausflüge lassen sich leider in der Regel ausschließlich über die Reedereien buchen.
Wer gerne einen Ausflug vor Ort buchen möchte kann gerne einmal hier nach Möglichkeiten suchen. Ausflüge vor Ort buchen wir in der Regel über meine-landausfluege.de* bzw. Getyourguide* oder Viator und haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Bei meine-landausfluege.de ist die Auswahl in der Regel etwas geringer, dafür sind alle Ausflüge auf die Kreuzfahrt abgestimmt und es gibt u.a. eine Versicherung und Garantie wieder pünktlich zurück am Schiff zu sein, Wenn Ihr hier etwas findet und über unseren Link geht, könnt Ihr uns unterstützen, da wir dann eine kleine Provision erhalten.
Einkaufen
Im Grunde gibt es eine Art namenlose Fußgängerzone, die Vei 223, die genau zwischen den Straßen Vei 500 und Hilmar Rekstens vei liegt. In dieser findet man verschiedene Geschäfte, darunter Bekleidungsgeschäfte, Souvenirläden und Supermärkte wie Coop und das Einkaufszentrum Lompensenteret. Ein Bummel dort entlang bietet sich an, da es doch die einzige Straße ist, die für Fußgänger in Frage kommt, wenn du eben nicht nur von A nach B willst, sondern auch mal ein wenig irgendwo verweilen möchtest.
Essen & Trinken
Ebenfalls auf dieser Einkaufsstraße im Einkaufszentrum Lompensenteret liegt das Restaurant Stationen. Die Speisekarte ist vielfältig, es gibt für jeden Geschmack und jeden Hunger etwas. Besonders angetan waren wir vom Preis-Leistungsverhältnis, der urigen Atmosphäre und ganz besonders von der überaus netten und zuvorkommenden Bedienung.
Tipps und Anmerkungen
Zu Fuß ist nur das Zentrum zu erkunden, ansonsten empfehlen wir zusätzlich eine Bustour, z.B. die Tour „Longyearbyen in a nutshell“, die uns sehr gefallen hat, da sie dich in ca. 2 Stunden an alle sehenswerten Stellen fährt, inklusive Samenbank und Kirche, jeweils mit Zeit zum Verweilen. Sie ist buchbar in der Touri-Außenstelle direkt am Anleger, dort geht die Tour auch los bzw. man kann dort zu- und aussteigen. 2024 haben wir 32 € pro Person gezahlt.
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